Die Zusammenarbeit zwischen Usbekistan und Deutschland zeichnet sich durch Vielseitigkeit aus. Verschiedene gemeinsame Projekte werden implementiert, eines von ihnen ist die Errichtung der ersten Deutschen Onkologischen Klinik – German Oncology Clinic (GOC) in Usbekistan.
Herr Dr. Alexej Swerdlow wurde in Taschkent geboren. Mit 14 Jahren zog er mit seinen Eltern nach Deutschland. Nachdem er im Jahr 2000 die Allgemeine Hochschulreife erwarb, studierte er bis 2006 Technische Informatik an der Universität Mannheim. Anschließend wechselte er an das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und promovierte dort im Dezember 2009 als Doktor-Ingenieur zum Thema „Audiovisuelle Szenenanalyse für humanoide Roboter und die Mensch-Maschine-Interaktion”.
Herr Dr. Swerdlow, wie kamen Sie zu diesem wichtigen gemeinsamen Projekt im Bereich des Gesundheitswesens von Usbekistan?
“An der Schwelle des offiziellen Besuchs des Präsidenten Shavkat Mirziyoyev in der Bundesrepublik Deutschland wurde ein Abkommen zwischen dem Gesundheitsministerium der Republik Usbekistan und der OPASCA GmbH geschlossen. Das Hauptziel der beschlossenen Rahmenvereinbarungen ist der Einsatz von deutschem Know-how zur Etablierung von Hightech-Medizin nach deutschen Standards in Usbekistan, insbesondere im Bereich der Onkologie. Hierzu wurde ein Handlungsplan entwickelt, der auf Bundesebene unterstützt wird. Derzeit wird aktiv an der Realisierung und der kontinuierlichen Weiterentwicklung des Projekts gearbeitet. So wurde zum Beispiel anfangs beschlossen ein großes auf die Strahlentherapie spezialisiertes Zentrum zu bauen, dann wurden wichtige Erweiterungen ergänzt, welche alle Bereiche der Krebsbehandlung, einschließlich Chirurgie, Chemotherapie und Immuntherapie sowie moderne Diagnostik und sogar Rehabilitation umfassen. Der Baubeginn der Onkologischen Klinik in der Region Taschkent im Bezirk „Uch Kahramon“ ist für das Jahr 2020 geplant.
Warum hat man sich für deutsches Know-how im Kampf gegen den Krebs entschieden?
In Usbekistan sind die Chirurgie und die Chemotherapie gut entwickelt. Jedoch ist es notwendig, den Bereich der Radioonkologie auszubauen. Hierzu werden erhebliche Investitionen und das entsprechende Know-how benötigt. Mit Hilfe der Professionalität der usbekischen Experten, wird sich bald diese Lücken schließen. Somit wird die Realisierung des Projekts zur weiteren Verbesserung der Medizinischen Versorgung in Usbekistan beitragen.
Haben bisherige Hightech-Onkologie Projekte in Deutschland die Einstellung der Menschen zum Krebs verändert?
Krebs ist eine gefährliche Krankheit, aber keine Tragödie. Dank des verlässlich funktionierenden Gesundheitswesens in Deutschland ist es möglich, den Krebs zu behandeln und zu heilen. Im frühen Stadium kann der Krebs in bis zu 90 Prozent, bei Kindern in bis zu 70 Prozent der Fälle geheilt werden. In schwerwiegenden Fällen besteht die Chance, die Lebenserwartung der Betroffenen erheblich zu verlängern. Die Krebsdiagnose ist heutzutage in Deutschland nicht mit einer Schreckensnachricht oder Angst vor Ungewissheit gleichzusetzen. Vielmehr bedeutet es heute für den Patienten zu akzeptieren, dass die Behandlung und der Heilungsprozess in der Regel viel Zeit und Kraft in Anspruch nehmen werden, was teilweise zu einer unangenehmen Prozedur werden kann. Um Probleme so gering wie möglich zu halten, sollte jeder ein besonderes Augenmerk auf seine Gesundheit richten, Symptome ernst nehmen und sofort untersuchen lassen, zumal der Staat alle Möglichkeiten hierfür bereitstellt.
Für den Einsatz solcher Technologien sind Experten notwendig. Was planen Sie in diesem Bereich?
“Um moderne Technologien im Kampf gegen den Krebs einzuführen, sind viele neue Experten im Bereich der Radioonkologie, Diagnostik und Nuklearmedizin notwendig. Diese sollten über die erforderliche Fachkompetenz verfügen. Wir bieten Weiterbildungs- und Ausbildungsprogramme in führenden deutschen Kliniken an. Von unserer Seite wurden bereits Qualifizierungen von Spezialisten in führenden deutschen Kliniken vorgeschlagen. OPASCA German Oncology Solutions hat ebenfalls ein gemeinsames Projekt zur Etablierung eines deutsch-usbekischen Lernzentrums für Strahlentherapie in Zusammenarbeit mit dem Krebsforschungszentrum der Republik Usbekistan initiiert.
Darüber hinaus sind Praxisaufenthalte an der Universität Mannheim für angehende Fachärzte der Strahlentherapie sowie für Masterstudenten der Medizinphysik der usbekischen Universitäten geplant.
Wir haben bereits begonnen, die Experten für die neue Onkologische Klinik auszubilden und führen derzeit Verhandlungen mit deutschen Strahlentherapeuten, die bereit sind, in Usbekistan zu arbeiten.
In diesen Tagen kündigen Sie den zweiten Zentralasiatischen Radioonkologischen Kongress CARO-2019 an, dessen Durchführung von der Regierung bewilligt wurde. Wozu dient diese Veranstaltung?
“Um den Transfer von Technologien und Standards gewährleisten zu können, braucht man einen stetigen Austausch von Spezialisten aus Usbekistan mit ihren Kollegen aus anderen Ländern. Der jährlich stattfindende internationale Kongress bietet genug Raum zum gegenseitigen Kennenlernen, zum Knüpfen von Kontakten und für einen Erfahrungs- und Ideenaustausch. Die Vertreter der Delegation aus Deutschland halten zehn Schlüsselvorträge, insgesamt werden ca. 50 Vorträge gehalten. Im Rahmen des Kongresses wird es einen speziellen Arbeitskreis der Medizinischen Physik geben”.